Züritipp - Der Kopf der Woche
Der Kopf
Die Vernetzerin Anina Schenker hat den digitalen Workspace Kleio initiiert – eine Art Wikipedia für die Kulturszene, wo sich alle verewigen können.
Sie beschreibt ihr Projekt unbescheiden als «Wikipedia der Kultur». Zumindest ist es die Vision von Anina Schenker, dass sich die von ihr entwickelte Datenbank Kleio in der Schweizer Kreativ-Welt ähnlich etabliert wie die gleichnamige Enzyklopädie. Benannt ist Kleio nach der Muse für Geschichtsschrei- bung. Die Website ist aber nicht nur ein digitales Nachschlagewerk, sondern auch ein Netzwerk für die Kunst- und Kultur- branche. «Grob zusammengefasst handelt es sich um eine Datenbank mit kollaborativem Arbeitsraum. Alle, die etwas erschaffen, können sich dort eintragen, ein eigenes Archiv und Portfolio anlegen und sich dann austauschen», sagt Schenker, die im Kreis 4 arbeitet. Nicht nur Künstlerinnen, auch Theaterschaffende, Designer und Amateu- rinnen und Amateure sind willkommen.
«Auch wer die Jahreszeiten stickt und das dokumentieren will, kann sich registrieren», sagt Schenker. Je mehr Leute das Werkzeug nutzen, desto besser. «Dann zeigen sich künstlerische Tendenzen, und es gibt neue Netzwerke», sagt Schenker. «Eigentlich geht es immer ums Gleiche: ums Organisieren, Kollaborieren und Präsentieren», fügt sie an. Gerade bei Kultur-Institutionen sähe sie grosses Potenzial, sagt Schenker. Anstatt dass jedes Theater und jede Kunstschule für viel Geld ein eigenes Archiv aufbaut und so immer wieder von neuem beginnt, könnten alle zentral auf Kleio zusammenfinden. Wenn Schenker sich durch Websites von Kulturbetrieben klickt, sieht sie Archive
von gezeigten Stücken oder Ausstellungen, die versteckt vor sich hin dämmern. «Das
ist schade.»
Etwa 3000 Personen und Institutionen sind bereits bei Kleio registriert. «Damit das Ganze wirklich spannend wird, peilen wir 20’000 Leute an.» Erst jetzt kann Schenker dank eines finanziellen Zuschusses des Kantons Zürichs Kleio bekannt machen. Kleio entstand, weil Anina Schenker als Künstlerin ein Tool vermisste, mit dem sie ihre eigenen Arbeiten hätte archivieren und präsentieren können. Mit der Software File- maker entwarf sie vor über 15 Jahren in
New York den ersten Prototyp. Mittlerweile gibt es die sechste Version. Für die technische Umsetzung arbeitet Schenker mit einem Zürcher Studio zusammen. Dank ihrer vorherigen Tätigkeiten ist sie bestens im Kulturleben vernetzt – es macht denn auch Sinn, dass sie sich für das nicht gewinn- orientierte Projekt so einsetzt. Die gebürtige Ostschweizerin arbeitete als Theatermalerin, Bühnen- und Kostümbildnerin, studierte Kunst und ist heute auch Dozentin. Doch hört man ihr zu, spürt man: Ihre grosse Liebe gilt Kleo. «Für mich ist es längst ein eigenes Kunstprojekt».