Anina Schenker

Freispiel

Freispiel
2009
  • Herausgeber:in:
  • Kunstmuseum Solothurn

Den Titel ihrer Video-Installation «from dusk till dawn» hat Anina Schen- ker bewusst offen und assoziationsreich gewählt. Im Westsaal des Gra schen Kabinetts des Kunstmuseums Solothurn hat sie – in Unterscheidung zur üblichen Video-Präsentation in einer black box – einen durchgehend weissen Raum geschaffen. Drei plastisch in den Raum gestellte Projektionswände werden mit seriellen Videosequen- zen bespielt. Zu sehen sind nackte menschliche Körper, von denen schlieren- und wolkenartig Ausdünstungen aufsteigen. Liegend oder kauernd, sich nur zeitweilig iessend bewegend, zudem verfremdet als Negativbild, kommt ihrer individuellen Körpersprache eine weit grössere Bedeutung zu als ihrer persönlichen Physionomie. Einerseits unterstützen die Abstrahlungen die Plastizität der involvierten Körper, andererseits erzeugen die von den Körpern ausgehenden Wolken und Schlieren eine stark malerische Wirkung. Offensichtlich markiert der Dampf etwas Auratisches, indem er einen den Körper umhüllenden Raum schafft. Gleichzeitig kann man so manches in die von den Kör- pern ausgehenden Dämpfe interpretieren, seien es klimatische oder seelische Assoziationen. Die Versuchsanordnung ist – wie gemeinhin bei Anina Schenkers Arbeiten – relativ einfach, löst jedoch sehr viel- schichtige Reaktionen aus.
Im Gang hat Anina Schenker Teile ihres Tagebuches «...yesterday... today...tomorrow...» installiert, kleinformatige Papiere mit Acryllinien, welche ihre sich ändernden Be ndlichkeiten mehr ahnen als wissen lassen. Ihren Arbeiten gemeinsam ist die Sparsamkeit der gestalteri- schen Mittel, mit welchen sie die Condition humaine so akribisch wie empathisch untersucht.

Roswitha Schild