Camera: Claudia Bach
Sound: Somon Ho
Special thanx to:
Max Frei, Nora Bertolli, Beda Künzle, Irene Müller, Alf Hofstetter, Rachele Giudici, Gabi Glinz, Thomas Zirlewagen, Rolf Geyer, Davide Legittimo
Object: Daniel Blunschi
Regungslos blickt die Person in die Kamera, ohne eine Miene zu verziehen. Sie strahlt stoische Gelassenheit aus, ist ganz auf sich selbst konzentriert. Langsam breitet sich weisslicher Rauch vor ihrem Gesicht aus, verdichtet sich und füllt für Sekundenbruchteile den ganzen Bildraum aus. Noch während sich der Nebel wieder zurückzieht, verändert sich die Silhouette hinter dem nun wieder luftiger werdenden Schleier – eine andere Person nimmt den Platz ein und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Anina Schenker (*1971, lebt und arbeitet in Zürich) entwickelt in dem Videoobjekt atmemich (2009) ein audiovisuelles Perpetuum mobile, eine reduzierte Parabel über Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen von Kommunikation. In welcher Beziehung stehen diese Personen miteinander, die in regelmässigen Intervallen aus dem Dunst auftauchen und davon wieder eingehüllt werden? Und welcher Wirklichkeit gehören die hellen Schwaden an, die einem unsichtbaren Impuls zu folgen scheinen? Handelt es sich um Gedanken, um emotionale Regungen? Die Gleichzeitigkeit von Ruhe und Dynamik, von sinnlicher körperlicher Präsenz und undefinierter, schwereloser Materie ruft ein leises Unbehagen hervor. Zu ruhig scheinen die Männer und Frauen, fast schon teilnahmslos, als würden sie den Nebel um sich herum nicht wahrnehmen. Und doch scheinen sie einander etwas mitzuteilen, mit ihren Atemzügen etwas weiterzugeben. Der dumpfe, blubbernde Soundteppich, der an Unterwassergeräuche, den Klang des Atems – unter Wasser, im eigenen Körper – erinnert, intensiviert diesen Eindruck, erweitert das explizit Sichtbare um eine genuin auditive Dimension. Als BetrachterInnen fühlen wir uns von der reduzierten, zugleich suggestiven audiovisuellen Komposition mental wie körperlich herausgefordert, sind irritiert oder verunsichert – und können uns von dem leise pulsierenden, lautlosen Austausch doch nicht lösen, lassen uns von dem endlosen Reigen von Geben und Nehmen in den Bann ziehen. Anina Schenker spürt existenziellen Fragen nach, die wesentlich unsere Interaktions- und Kommunikationsformen, unsere Indentität als Individuum und als Mitglied einer Gesellschaft berühren – auf die sie in dieser Arbeit jedoch keine Antworten, sondern vielmehr Möglichkeiten der Annäherung bietet.
Irene Müller
The person looks motionlessly into the camera, without an expression on her face. She radiates a stoic serenity and is entirely concentrated on herself. As the mist begins to recede again, the silhouette behind the veil, which has become airy again, changes – another person takes her place and the cycle begins anew.
In the 2009 video project atmemich (Breath Me), Anina Schenker (b. 1971, living and working in Zurich) develops an audio-visual perpetuum mobile, a reductive parable about the conditions, potential and boundaries of communication. What is the connection between these people, who appear out of the mist at regular intervals only to be swallowed by it again? And what kind of reality do the bright vapours belong to, which appear to follow an invisible impulse? Are they thoughts, are they emotional stirrings? The simultaneousness of calm and dynamic, of sensual bodily presence and undefined weightless material evoke a slight unease. The men and women appear too tranquil, almost impassive, as if they were unaware of the mist enveloping them. And yet they still appear as if they were telling each other something, imparting something with each breath they take. The muffled, bubbling carpet of sound, which recalls sub-aquatic noises, the sound of breathing – underwater, within one’s own body – intensify this impression, amplifying the explicitly visible by a genuinely auditory dimension. As viewers this reduced but simultaneously suggestive audio-visual composition excites a feeling of both mental and physical confrontation, of irritation or anxiety – and yet we are unable to escape the pull of the pulsating, noiseless exchange, instead being drawn irresistibly into the endless roundelay of giving and taking. Anina Schenker traces existential questions that touch essentially on our forms of interaction and communication, our identities as individuals and as members of a social collective – questions she nevertheless provides no answers to, instead far more providing opportunities for convergence.
Irene Müller